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Nächste Ausfahrt Erfurt

Pünktlichkeit stiehlt einem die beste Zeit

Oscar Wilde
Blick auf die Gera

Gerade werden ja bei uns im Land wieder einmal die „Werte“ behandelt (seufz – ja, man vermag es kaum zu glauben). – Also die Werte (nach Meinung einer Partei mit „C“ im Namen), die eine – nein DIE – deutsche Leitkultur bilden. Aber ist es nicht beschämend für ein Land: Lässt sich von einem ehemaligen Black Rock-Aufsichtsrat und einem Volkswirt erklären, warum es eine Leitkultur braucht: So tief sind wir lange nicht geflogen.

Pünktlichkeit gehört ja unbedingt zu diesen Tugenden, aus denen wir nur zu gerne die Werte ableiten, die wir für uns reklamieren wollen. Also so pünktlich wie die Züge der Deutschen Bahn, oder die Einschreiben der Deutschen Post, oder auch die Maurer.

Früher jedenfalls.

Ich selbst vermute ja hinter all diesen „Tugenden“ den insgeheim gehegten Wunsch nach einem „Zurück“ in eine verklärte Zeit: Einem „Damals“ als die Winter noch kalt und die Sommer warm, der Herbst bunt waren und die Tomaten noch Geschmack hatten.

Dahin will uns auch die Partei mit dem „C“ im Namen führen: In ein Damals. Und damit hinters Licht. Na dann mal los.

Eine Postkarte mit Gruß aus Erfurt

Ich mache mich selbst nicht frei davon, gerne pünktlich zu sein. Doch habe ich eine Ahnung davon, was Oscar Wilde meint. Deshalb tut es gut, wenn man aus seinen Gewohnheiten und Denkmustern hier und da mal ausbricht und Zeiten sucht, in denen man nicht pünktlich sein muss.

So wie neulich in Erfurt. Auf der Mitte zwischen Kraichgau und Berlin. Ein Wochenende mit Familie

Blick auf DDR-Architektur

Angesichts der guten gemeinsamen Zeit bekommt das Oscar-Wilde-Zitat die Bedeutung, die es braucht.

Ich nehme mir jetzt fest vor, öfter unpünktlich zu sein.

Schatten eines Baumes an einer weißen Hauswand
Vier Personen und ein Hund schauen in die Gera
Vater und Tochter schauen in den FLuss
Tauben am Ufer der Gera
Die Häuser der Krämerbrücke in Erfurt
ein Blick auf eine alte Hauswand eines FLiesengeschäftes
Oma und Enkelin am Fenster
Blick auf eine Attraktion des Frühlingsfestes
Eine ENte

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5 Kommentare

  1. Lieber Werner,

    Oh ja, zurück in die „ gute alte Zeit“…
    Das scheint die Lösung zu sein für die Angst vor dem, was wir nicht wissen.

    Die gute alte Zeit meinen wir zu kennen, deshalb ist diese Lösung so nah. Leider war diese nicht so gut. In meiner guten alten Zeit, regierte Birne und Genschman, es gab eine unglaubliche Jugendarbeitslosigkeit und Chernobyl… und den kalten Krieg… eigentlich gar nicht zu toll…
    Aber hey da war auch Modern Talking, die waren bunt und klangen immer gleich :-)…

    Ok, so cool war es also doch nicht…

    Unpünktlichkeit ist immer etwas „Anarchie“ und das ist eher cool.

    Schön dass ich dich hier – auf dieser Seite – wieder gefunden habe.
    Herzliche Grüße Jürgen

    1. Lieber Jürgen,
      du sprichst mir aus der Seele („Birne + Genschman“) –
      Schön, dass wir uns „wiederhaben“ – Danke für deine Lesetreue!

      Liebe Grüße,
      Werner

  2. Lieber Werner,

    einen feinen Artikel hast du da geschrieben!
    Das Maß, in dem wir in der Lage sind, mit unseren Mitmenschen umzugehen wird nie größer sein können, als das, mit dem wir mit uns selbst umgehen. Von daher könnte eine entspannte Lässigkeit uns selbst gegenüber am Tellerrand entlang nach draußen helfen.

    Auf dem Wege dir einen freundschaftlichen Dank für das handschriftlich veredelte Stück Papier, was mir die Tage ins Haus flatterte… ;-))

    Herzliche Grüße, Dirk

  3. keine ahnung, warum ich grade die kettcar-textzeile im kopf habe: „Nächster Halt: Klischeehölle mitte.“
    das thema mit der leitkultur einer partei, die eurer mit C vielleicht ähnelt, haben wir auch gerade. es erstarkt überall. ich sollte vielleicht, gleichzeitig darf ich mich nicht zuviel mit all dem beschäftigen, denn aktuell finde ich keine gute antwort auf die allgegenwärtige frage „quo vadis?“

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