Beim Warten auf den Frühling
Jetzt, da ich diesem Beitrag seinen Titel gegeben habe, merke ich, dass er nicht ganz richtig ist: Ich warte nicht auf den Frühling. Ich warte auf Wärme: Eine sanfte Wärme und ein paar Sonnenstrahlen, die eine dicke Jacke unnötig machen und der Landschaft um mich herum Tiefe und Farbe verleihen. Nach einem Winter voller Regen und monotonem Grau wird dieses Warten zu einem sehnsüchtigem Wunsch. Doch nicht immer erfüllt uns das Leben diese Wünsche. Manches muss warten. Das Warten wiederum steigert die Sehnsucht. Je größer die Sehnsucht, desto schöner ihre Erfüllung.
Ende März darf man schon mit wärmeren Tagen rechnen. Auch im Schwarzwald. Aber offenbar war die Sehnsucht danach noch nicht groß genug, denn für das Wimpernzucken eines Augenblicks kam der Winter zurück und er brachte nicht nur Kälte, sondern sogar ein paar Schneeflocken mit.
Aber egal; denn es sind die Menschen, die Zeit wertvoll machen und nicht das Wetter. Und mit den richtigen Menschen ist das Warten auf wärmere Tage dann auch kein Warten.
Ein Wochenende auf der Bonora-Hütte einzig vom Wunsch getrieben, Zeit miteinander zu verbringen. Sich treiben lassen, Gedanken und Gesprächen Raum und eine Chance zu geben.
Es muss also nicht immer das Wellness-Ambiente mit Rundum-Versorgung sein (okay, das ist auch nett), es reicht jedoch tatsächlich auch ein Dach über, und ein Kissen unter dem Kopf. Auch ein fehlendes Telefonnetz und Internet lassen sich locker mal zwei Tage kompensieren. Wenn wir nur wollen.
Und dann saßen wir da zusammen, erzählten uns Geschichten, erinnerten uns, fragten uns nach den Löchern in unserer Vergangenheit. Das kann so wertvoll sein.
Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben; intensiv leben wollte ich. Das Mark des Lebens in mich aufsaugen, um alles auszurotten was nicht Leben war. Damit ich nicht in der Todesstunde inne würde, dass ich gar nicht gelebt hatte.
Henry David Thoreau (1817 – 1862)