Alles hat ein Ende…
… nur die Wurst hat zwei.
Stefan Remmler

Oft sind es die stets gleichen Wege, die uns durch das Leben führen: Ein fortwährendes und über viele Tage, Monate oder gar Jahre stabiles Kontinuum sozusagen: Die Runde mit dem Hund gehört dazu, der Weg zur Arbeit, der Einkauf. Wege und Orte, die uns einen Rahmen, Orientierung und nicht selten auch Halt geben. Das gilt in der Stadt, ebenso wie auf dem Land.
Einer dieser Orte und der Weg dorthin, war für mich über Jahre unsere Metzgerei. Wie oft bin ich dort „mal eben mit dem Rad hin“. Eine liebgewordene Konstante. Nicht etwa weil ich oder wir große Fleisch- oder Wurstenthusiasten wären, sondern weil die Freude an gutem Essen einerseits und die Freude an der Leidenschaft derer, die es herstellen und verkaufen andererseits eine Bereicherung des Lebens waren.
Längst war aus dem Einkauf dort ein „Mehr“ geworden: Gespräche über unsere Kinder, die kleinen Sorgen und Nöte des Alltags, über „dies und das“. Ein Einkauf im „Lamm“ (in Anlehnung an die Gastwirtschaft, die früher betrieben wurde) war eben mehr.
Und wie oft teilten wir die Qualität der Waren mit unseren Kindern und Freunden: Packten Pakete, schickten Grillgut (natürlich gut eingeschweißt) durch Deutschland an die Menschen, die sich an den Produkten zu erfreuen wussten.
Und so entstanden im Lauf der Zeit tatsächlich auch Verflechtungen, die über das rein „Geschäftliche“ hinausgingen.

Seit Ende März ist die Metzgerei nun im „Ruhestand“ – Auch wenn der Ruhestand zeitig angekündigt war: die Zeit bis dahin verflog.
Mir war es vergönnt, an den letzten Tagen mit meiner Kamera einen Blick „hinter die Kulissen“ werfen zu dürfen und sowohl einen Ausschnitt beim Wurstmachen dokumentieren zu können, als auch das Verkaufen im Laden . Dafür – aber auch für alles andere – bedanke ich mich von Herzen.












Diese Metzgerei ist nun Geschichte… und auch Teil der Dorfchronik. Und somit auch ein Stück Heimat. Ein Ort, an den man sich erinnern wird : „Weißt du noch? – Die Lyoner vom Haag? – Das waren Zeiten“ – So oder so ähnlich wird es in Tischgesprächen an Sonntagen zu hören sein.
Achte auf all deine Erinnerungen. Du kannst sie nicht noch einmal leben
Bob Dylan

Ja, Werner, so ist das. Oder, wie es landläufig gerne bezeichnet wird: Der Lauf der Zeit.
„Haag“ ist eine von 1000 geendeten Konstanten, von denen wir immer denken, sie überstehen die Ewigkeit. Und dann plötzlich…und dieses Plötzlich dehnt sich seltsam…ist alles vorbei.
Ich habe selbst auch in Gedanken nochmal in das Verschwundene hinein gesehen. In die paradiesischen Spiel- und Gemischtwarenläden, die hungrig machenden Backstuben und rauchschweren Eckkneipen, die klebrigen Schlüsseldienst- und Schusterwerkstätten, und die Kiosks, in denen es Fußballbildchen, Nxxerkussbrötchen und die BRAVO gab, und alle großen und kleinen Neuigkeiten der Stadt.
Dein fotografisches Requiem tut gut, es adelt, ehrt, und verewigt tatsächlich etwas, das zu uns gehört. Und doch bleibt auch bei sowas immer die Frage unbeantwortet, was man hätte tun können, um die Halbwertszeit zu verlängern.
Danke dir sehr!
Dirk
Lieber Dirk,
vielen Dank für deine Worte. Du verstehst es, mich zu verstehen. Ein schönes Gefühl, so gedanklich „aufgefangen“ zu werden.
Danke dafür, dass du es immer wieder tust.
Liebe Grüße,
Werner