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Rückzüge

ein alter Bauwagen auf einer Obstbaumwiese; davor ein blühender Weißdornbusch
Bauwagen auf einer Obstbaumwiese bei Neibsheim

Während gerade jetzt, da ich diesen Text hier schreibe, die Bahn in Wellen streikt und auf dem Luftweg auch nicht viel geht, übe ich mich weiter an meinen Rückzügen. Allmähliche, langsam dahin gehende Rückzüge. Auch sie vollziehen sich in Wellen: Mal ein wenig mehr, dann wieder weniger. Doch am Ende haben sie alle eine Richtung. Und die hat nicht viel mit der großen weiten Welt zu tun. Überhaupt die weite Welt: Sie wird momentan eher kleiner, gedrungener. Sie wirkt, wollte man sie aus der Ferne betrachten, wie ein Apfel der im Keller überwintert hat und dort vergessen wurde: Mickrig und verschrumpelt. Schade um den Apfel, schade um die Welt.

Doch was sagte Roger Willemsen?

„Wenn man es genau bedenkt, ist vom Anfang aller Tage an alles immer schlechter geworden. Luft und Wasser sowieso, dann die Manieren, die politischen Persönlichkeiten , der Zusammenhalt unter den Menschen, das Herrentennis und das Aroma der Tomaten.“

Roger Willemsen

Roger Willemsen wird ja gerne zitiert. An der Häufigkeit seiner Zitate lässt sich ablesen, wie klug und durchdringend er sich mit dem Leben beschäftigte. Ein Mensch, der erst einen Gedanken zu Ende dachte, bevor er ihn äußerte. – Wenn das doch alle täten! Seiner Zeit war er oft voraus. So wie im Zitat oben: aus der Zukunft blickt er auf uns zurück…. und mit den Manieren und den Persönlichkeiten wohl auch Recht behalten (die Deutsche Bahn und den deutschen Fußball hatte er wohl nicht so recht im Blick).

Blick auf eine Tabakscheune
Blick auf die Tabakscheune in Neibsheim

Aber ich verliere mich…

Und wenn ich mich in den Wirrungen des Lebens zu verlieren drohe, dann suche ich den Rückzug in die sanfte Hügellandschaften des Kraichgau. Für diesen Zug braucht es keine Bahn. Die Wege dort sind meinungsfrei und der Blick in den weiten Himmel schärft den Blick für das Wesentliche.

Der Blick über Felder hinweg in den Kraichgau

Von dort sieht auch der verschrumpelte Apfel nicht mehr ganz so schlimm aus.

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Ein Kommentar

  1. Roger Willemsen sagte aber auch „“Ich lebe gerne allein. Anziehen, was ich will. Musik auflegen, wie ich will. Essen, schlafen, liegen, sitzen, wo und wie ich will – das ist für mich ein sehr glücklicher Zustand.“
    Und ich glaube auch damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen – denn es ist wichtig für das eigene Seelenwohl nicht immer nur das eher negative große Ganze zu verarbeiten, sondern sich an den eigenen Kleinigkeiten im Leben zu freuen. Sonst wird man ja wirklich verrückt im Kopf! 😉

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