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Heimat und der grobe Klotz

Ich muss mal kurz meine kleine Welt de 1000 Hügel und unzähligen Täler verlassen…

Eigentlich dachte ich, dass das/mein  Thema „Heimat ist ein Gefühl“ für mich abgeschlossen und auserzählt sei. Mehr oder weniger eine Dekade lang habe ich mich auf meinem Blog „AlleAugenblicke“ mit verschiedenen Aspekten und Perspektiven dazu beschäftigt. Zehn Jahre entlang und parallel zu einer Entwicklung in unseren Gesellschaften, die sehr stark von Debatten um steigende Flüchtlings- und Migrationszahlen getrieben wurde ,die wiederum einen kräftigen Ruck nach rechts und und nicht selten auch Wut und Hass auslösten.

Weit gefehlt.

Noch immer (oder besser: immer wieder aufs Neue) umtreibt mich das Thema. Und mit Schrecken muss ich feststellen, wie verkürzt Debatten inzwischen geführt und wie Begriffe durcheinandergeworfen und selten eindeutig verwendet werden. Hochbezahlte Politiker werfen mit Worthülsen um sich, bedienen die schlimmsten rechten Narrative, vermischen Flucht und Migration, Islamismus mit Islam und Religion, und verkürzen schwierige Inhalte wo sie nur können. Immer einen Blick auf die nächste Wahlumfrage. Am Ende mündet all das in Hass, Fremdenfeindlichkeit und Menschenverachtung.  Wie eine träge Herde Kühe folgt die Politik den Populisten.

Für einen schlimmen Messermord werden dann – wenn es der eigenen Sache dient – eben alle Menschen aus Syrien und Afghanistan in Gesamthaftung genommen. All jene, die das tun, machen das Handwerk von Rechtsextremisten und Faschisten.  Anstand und Moral sind eingepackt und verschwinden (für wie lange?) in den Mülleimern all jener, die dieses (mein) Land zu einem autokratischen Willkürstaat umbauen wollen.

Keiner spricht über die Ursachen von Flucht, kaum jemand spricht noch über Migration und wie sie gelingen kann. Und wir reden schon gar nicht mehr über die gelungenen Beispiele von Migration bei uns.

Ja, verdammt: All das ist schwierig, komplex und nervenzehrend, ohne Frage.

Aber ist der rohe Klotz die Lösung? Helfen Lautstärke und plumpes Geplapper? Löst dummes Geschwätz auch nur ein Problem bei uns? Schafft die Ausgrenzung (oder Abweisung) von Menschen auch nur einen Kitaplatz mehr, wird dafür ein Lehrer mehr eingestellt, die Renten erhöht oder ein Krieg beendet?

Zeit für Scharfmacher: sie aber machen uns alle zu Verlierern.

Ihre Polemik und ihre offensichtlich zur Schau getragene Verachtung für menschliche Regungen lassen mich zweifeln: An diesem Land, aber auch an diesen Menschen.

Wozu werden wir fähig sein?

  

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2 Kommentare

  1. ich schwanke aktuell regelmäßig zwischen angst und resignation. ich habe das gefühl der zug fährt und es gibt kein halten mehr. die rhetorik in der westlichen welt ist dieselbe, egal ob bei euch, bei uns oder in den usa. ich halte die politischen debatten nicht aus, gerade die letzte zwischen rot und schwarz bei uns war wieder das beste beispiel, wieso blau triumphiert und alles hier brauner wird. und sie sehen es nicht. sie begreifen es immer noch nicht. und sie machen immer weiter, immer mehr vom gleichen und wundern sich, dass kein anderes ergebnis rauskommt. sie überlassen die arena denen, die nur darauf warten, den daumen nach unten zu drehen während die einen im elfenbeinturm streiten und die anderen in fassungsloser erstarrtheit verharren.

  2. Und mitten in dieser unsäglichen Debatte sinken die Zuwanderungszahlen…
    Mir macht Angst, dass selbst eine SPD sich getrieben fühlt von einer blauen schreienden Meinung, die nur laut ist und sonst nix kann.
    Ich bin erstaunt und verstört, dass Deutschland die Grenzen zu macht, weil wir Angst vor diesen Populisten haben.
    Und gleichzeitig finde ich als Arbeitgeber keine Arbeitskräfte mehr und benötige 6 Monate bis ich dringend notwendige Mitarbeiter*innen aus der Türkei hierher bekomme.

    Wer macht denn die ganzen Jobs, die das Land am laufen halten?
    Wer fährt die Busse? Wer bringt uns die Päckchen? Wer bringt uns das Bier in der Wirtschaft? Wer reicht uns den Big Mac aus dem Drive Through? Wer wird mir demnächst den Hinter säubern, wenn ich zu alt dazu bin?

    Niemand von denen, die heute Bild-Zeitungs-Überschriften schreien wird einen dieser Jobs übernehmen!
    Ich bin entsetzt! Und wenn ich da rüber – über den Teich – blicke, dann wird mir Angst und Bange davor, was uns bald im aufgeklärten Europa erwartet, denn wenn wir denken: Der Trump ist die Gefahr! Weit gefehlt, das ist erst der Anfang und wir werden in Europa auch noch dahin kommen. Leider…

    Sorry, aber ich bin gerade echt gefrustet…
    Liebe Grüße
    Jürgen

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