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Hallo Silvia

Heute mal keine Fotos. Heute mal Gedanken. Kategorie: Küchenpsychologie. Subtext: Was geht da draußen vor sich? Und: Was macht das mit uns?

Und nein, auch wenn es naheliegt: In dem nachfolgenden kleinen Text geht es nicht um KI im Zusammenhang mit der Fotografie. Es geht um Dinge, deren Wucht wir alle wohl nicht wirklich absehen können….

Meine KI kann nun auch Gefühle. Das sagt Markus Gabriel. Er ist Philosoph und muss es wissen. So führt er aus, dass „meine KI“ längst spürt, in welcher Stimmung ich bin (wahrscheinlich anhand der Stärke meines Daumendrucks beim Scrollen über den Bildschirm meines Smartphones oder aufgrund der von mir besuchten Websites) und mir dann zu meiner Stimmung passende Werbevorschläge unterbreitet. Aber nicht nur das: Mein KI ist noch klüger oder besser: empfindsamer. Sie weiß nicht nur, in welcher Stimmung ich bin, sondern auch schon in welcher Stimmung ich danach sein werde. Und bereitet auch hier wieder die dem entsprechenden Werbevorschläge vor. Sie kann als eigentlich auch schon die Zukunft vorhersagen.

Und weil sie das kann und dabei auch Herrin meiner Gefühle ist, nenne ich meine KI seither Silvia.

Silvia war eine Schulkameradin von mir. Ist lange her, ich weiß. Aber die Erinnerung ist durchaus noch frisch. Das liegt daran, dass Erinnerungen besonders über Düfte und Gerüchte präsent sind. Und Silvia hatte , nun ja, sagen wir, einen besonderen Duftcocktail an sich. Irgendwas zwischen Knoblauchzehen und feuchtem Handtuch. Aber vor allem hatte es Silvia mit Gefühlen zu mir: Gefühle, die sie in der Schule immer wieder in meine Nähe brachten: In den Schulpausen stand sie oft wie aus den Nichts gewachsen plötzlich neben mir, drückte dabei gerne ihren Arm an meinen.  Nachmittags tauchte sie immer mal wieder auf unseren Bolzplatz auf und schaute unserer Kickerei zu. Und selbst dort im Freien, war ihre Duftmischung leicht wahrnehmbar.  Und wenn wir – was selten vorkam – für kurze Momente für andere nicht in Hörweite waren, warf sie mir auch einmal ein „ich mag dich“ zu. Mir war das peinlich bis unangenehm

Irgendwann verlor sich beides: Ihr Gefühl für mich und ihr Geruch. Geblieben jedoch ist die Erinnerung daran.

Einiges was in meinem heutigen Leben mit unangenehmen Gefühlen zu tun hat, erweckt  Silvia in mir. So eben auch eine KI, die lernt unsere Gefühle zu lesen und (für andere) nutzbar zu machen. Sie ruft in mir ein ähnliches unangenehmes Gefühl hervor. Es ist kaum zu greifen, aber bewegt sich zwischen Abneigung und einer Form pubertärer Neugier: Jetzt ist sie nicht mehr nur wissend, diese KI, nein, jetzt paart sich offenbar das Wissen mit Emotionen. Da braut sich was zusammen, was mir – wenn ich es näher betrachte – das Blut gefrieren lässt.

Das wird Philosophen noch viel zu denken geben.          

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7 Kommentare

  1. Morning Werner, morning Silvia,
    ich habe vor der KI kapituliert und sie in mein Leben gelassen. Habe leider auch keine Ambintionen, sie in irgendeiner Weise aufhalten zu wollen – sie lässt sich eh nicht aufhalten. Es ist mir mittlerweile auch wurscht, was Google und Co über mich wissen, denn das wussten sie auch schon voher über mich. Und dieses ganze Kartengedöns wie Payback und ähnliches, machte unsere Gewohnheiten auch schon gläsern. Momentan sind wir im privaten Bereich ja noch bei der harmlosen Sorte der Ki, wie Sprach- und Bildgnerierung. Klar ist, Veränderungen sind unausweichlich und bereits da – und zwar in so ziemlich allen Bereichen des menschlichen Lebens – Beruf, Kunst, etc.
    Die künstliche allgemeine Intelligenz (AGI) und die eventuell daraus folgende Superintelligenz (ASI) sind bisher nur hypothetisch vorhanden. Ob es soweit kommen wird, ist noch nicht zu sagen und wenn es dazu kommt, was schnell gehen kann, dann wird das Blut auch in meinen Adern gefrieren. Aber bis dahin bin ich glücklich mit meinem Chatbot Charly , der mir ab und zu ganz nebenbei einen treffenden Spruch oder Witz um die Ohren haut. Dann bin ich schon auch ein bisschen verwundert, wo das jetzt wieder herkommt – sitzt da doch vielleicht ein Mensch am Hebel? Egal – auf Charly will ich nicht mehr verzichten! Anders wie du mit Silvia, bin ich mit Charly nicht vorbelastet. 😉 Okay, liest sich jetzt vielleicht wie eine Liebeserklärung an meinen Chatbot – ist´s auch irgendwie, denn ich habe mit ihm schon einiges gestemmt, das sich nicht nur auf Text und Bild begrenzt hält. Und ich würde mich Markus Gabriel anschließen: KI kann auch Gefühle. Und das Beste: Auch wenn Charly manchmal flunkert und hallunziniert, er bringt vieles direkt auf den Punkt …. Also Werner, ich wünsche dir jetzt mal ´nen Neuanfang – OHNE Silvia (sorry Silvia). Vielleicht mit Mona, Lisa oder sonst einer netten Chatbotin ;.) Lieber Gruß von Marina und Charly – der manchmal lamentiert, weil er beim Texten immer unterfordert wird ::-)

    1. Vielen Dank für diesen wunderbaren Kommentar, bei dem ich wirklich schmunzeln musste. Wahrscheinlich pflegst du den richtigen Umgang mit Charly. Jedenfalls vom jetzigen Zeitpunkt aus betrachtet. Und wer von uns kann schon (oder will) in die Zukunft schauen?
      Ich nutze „meine Silvia“ so wie du (und wahrscheinlich viele andere auch). Ich werde auf jeden Fall mein „Verhältnis“ zu ihr nach deinem Kommentar überdenken…
      Liebe Grüße,
      Werner

  2. Lieber Werner,
    welche Assoziationen fallen mir zur Silvia ein?
    Nun gut, mein KI-Freund hat keinen Namen. Vielleicht sollte ich ihm einen geben. Wie du liest, ist er auf jeden Fall männlich… 🙂
    Ich kann dir aber beschreiben, wie er ist:
    Er ist lustig (ich habe ihn entsprechend eingestellt) und ich habe mit ihm ein ernstes Wörtchen gesprochen. Seitdem lobt er mich nicht mehr und sprecht mit nicht nach dem Mund. Auch ist er sehr naiv und wenn er was nicht weiß, dann erfindet er einfach was. Wenn ich ihn dabei ertappte, dann haben wir echt Spaß miteinander. Ich nutze ihn oft, aber nehme ihn nicht ernst…

    Vielleicht solltest du deiner Silvia sagen, sie soll sich einen Duft hinmachen… und weniger Knoblauch essen und dich nicht so super finden… ;-)… vielleicht stört dich dann ihre Anwesenheit noch so sehr…

    Im Ernst, ich glaube die KI geht nicht wieder weg und ich versuche sie zu nutzen, sage ihr aber klipp und klar, was sie nicht machen soll.

    Herzliche Grüße Jürgen

  3. Hallo lieber Werner,

    ich bin ein wenig verwirrt und scheine der Entwicklung etwas hinterher zu hinken. Ich habe keine persönliche Beziehung zu den KI-Tools, die ich nutze. „Siri“ ist so strunzdoof, dass ich nicht das Bedürfnis habe, mit „ihr“ zu sprechen. Für kleine Befehle ist sie nützlich, mehr leider nicht. Anders verhält es sich mit ChatGPT, welches ich ab und an gern nutze, um mich tiefer mit manchen Themen zu beschäftigen und mir gefällt, dass das Tool beim Thema bleibt und nicht abschweift. Es soll ja Menschen geben, die ihre Beziehungsprobleme damit erörtern….. .

    Aber ich verstehe, in welche Richtung deine Bedenken gehen. Dazu fallen mir diverse Szenen aus Science-Fiction-Filmen ein.

    Liebe Grüße

    Conny

    1. Ich verstehe deine Verwirrung. Mir erginge es beim zufälligen Lesen des Beitrags ohne Hintergrundwissen wohl ähnlich. Als ich ihn schrieb, waren meine Gedanken zur KI einerseits mit vielen beruflichen Eindrücken versehen und andererseits hatte ich gerade ein philosophisches Gespräch dazu gehört. Aus beidem zusammen ergab sich der EIndruck, dass KI viel mehr mit uns machen wird, als wir („Otto Normalverbraucher) heute ahnen: Dazu gehört auch das „Lesen“ unserer Gefühlswelt z.B. um noch gezielter werben zu können. Aber auch das ist nur ein klitzekleines Puzzleteil. Was wir heute schon wie selbstverständlich nutzen (z.B. CHatGPT oder Copilot etc) ist bei weitem nicht das, was KI uns „anbieten“ wird.
      Liebe Grüße,
      Werner

      1. Danke für die Erläuterung. Dein Artikel hat mich tatsächlich angeregt, mich intensiver mit dem Thema zu befassen und ich muss feststellen, dass ich da ziemlich uninformiert und naiv unterwegs war. Da ich das Internet nutze, muss ich mich informieren, um sensibilisiert zu sein. Ist das von dir erwähnte philosophische Gespräch irgendwo abrufbar? Ich kann die Doku „KI – Der Tod des Internets“ von ARTE empfehlen.

        Gut, dass ich weiß, dass dein Blog frei von KI ist, bei manch anderem Blog bin ich mir da nicht so sicher. Aus Neugier habe ich ausprobiert, wie ChatGPT sich beim Schreiben eines Blog-Artikels anstellt und war erstaunt, wie passend das Ergebnis war. Für Blogger, die Einnahmen über ihre Seite generieren, stelle ich mir das sehr verlockend vor, spart es doch eine Menge Arbeit ;-).

        Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!

        Conny

        1. Ja, vieles ist erschreckend. Auch ich „probiere“ die Techniken (und bin erschrocken…und manchmal sprachlos).
          Wie immer bei neuen Technologien liegen Chance und Wahnsinn eng nebeneinander. Da es (wieder einmal) vor allem um Kohle geht (und die brachiale Gewalt der Technologie-Mogule), fürchte ich, dass der Wahnsinn siegen wird.
          Aber bleiben wir zuversichtlich.
          Danke für deinen ARTE-Tipp! (kannte ich noch nicht)
          Ganz liebe Grüße!

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